Fakten für Freitag – Das Erklärbuch für Erwachsene

Wenn unsere Kinder, wie die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, die Schule schwänzen und auf die Straße gehen, um für die Rettung der Welt zu demonstrieren, müssen wir Eltern wissen, was die Kinder meinen, wenn sie von Klimakatastrophe reden.

Das Sachbuch „+2 Grad – Warum wir uns für die Rettung der Welt erwärmen sollten“ der beiden österreichischen Klimawissenschaftler Helga Kromp-Kolb und Herbert Formayer hilft uns dabei.

Das Buch in Kürze

Im Buch ist der Stand der Klimaforschung für den Laien leicht verständlich zusammengefasst und die Auswirkungen des Klimawandels auf Österreich skizziert. Das Buch hat nur 207 Seiten, ist gut zu lesen und mit zahlreichen Graphiken und Statistiken schön und einheitlich illustriert.

Angesprochen wird dabei nicht nur der Klimawandel an sich, sondern auch der Rückgang der Ozonschicht, die Luftverschmutzung, der Verlust der Artenvielfalt, die Flächenumwandlung, die Süßwasserverknappung, die Stickstoff- und Phosphorbelastung, die Chemische Umweltverschmutzung und die Versauerung der Meere. Bei all diesem Themen gibt es, um es nach Greta zu sagen, massiven Grund zur Panik, die Grenzen der Verträglichkeit sind bei einigen bereits überschritten, aber die beiden Wissenschaftler zeigen auch Möglichkeiten auf, das Ruder noch herumzureißen. Jeder einzelne Mensch, ist gefordert mitzumachen.

Und da mir der Kampf gegen die Erderwärmung ein großes Anliegen ist, habe ich untenstehen noch eine ausführlichere Zusammenfassung des Buches gemacht. Du wirst nicht länger als zehn Minuten brauchen, um sie zu lesen, aber die Themen werden Dich sicher noch länger beschäftigen.

Für diejenigen, die gleich ins Handeln kommen wollen, erscheint in den nächsten Wochen ein passender Tun-für Anfänger-Beitrag hier am Blog. Inzwischen kannst Du Dir aus anderen Tun-Beiträgen Anregungen holen.

Sei Teil der Lösung!


Helga Kromp-Kolb
Herbert Formayer
„+2 Grad – Warum wir uns für die Rettung der Welt erwärmen sollten“
Molden Verlag
Erscheinungstermin: 18/10/2018
€ 23,00
Hardcover mit SU, auch als E-Book erhältlich
13,5 x 21,5 cm; 208 Seiten
ISBN 978-3-222-15022-7
Molden Verlag
Erscheinungstermin: 18/10/2018


Zusammenfassung von

„+2 Grad – Warum wir uns für die Rettung der Welt erwärmen sollten“

Helga Kromp-Kolb
Herbert Formayer

Buch zur Klimaerwärmung in Österreich

Bei dieser Zusammenfassung des Sachbuchs, die nur wenige Minuten Lesezeit einfordert, muss die Darstellung stark verkürzt und vereinfacht sein. Es lohnt sich wirklich, das ganze Buch der beiden österreichischen Klimawissenschaftler zu lesen. (Es hat wie schon gesagt nur 207 Seiten.)

Zum Auftakt, oder was vorab gesagt werden muss

Das Buch beginnt mit einer Erklärung, warum die beiden Klimaforscher über den Tellerrand ihres Forschungsgebiets hinaus schauen und es auch als ihre Verantwortung sehen, das sehr komplexe, globale Thema weiträumiger zu betrachten und auch zu Politik und Wirtschaft Stellung zu beziehen.

Jedem Kapitel ist eine Frage vorangestellt.

Schneeglöckerl blühen im Jänner

Das erste Kapitel umreißt zur Sensibilisierung die Auswirkungen des Klimawandels, die wir jetzt schon in Österreicher wahrnehmen können. Anhand des immer früher stattfindenden Zeitpunkt der Apfelblüte, der Gletscherschmelze, der Pflanzen- und Tiermigration oder der Anzahl der Hitzetage in Wien wird aufgezeigt, dass die Temperaturen mess- und spürbar steigen.

Warum sind 2 Grad globale Erwärmung ein Problem?

Die 2 Grad globale Erwärmung (besser wären nur 1,5 Grad) beziehen sich auf keinen messbaren Wert, sondern sind eine globale Mitteltemperatur bezogen auf einen Referenzzeitraum. Die Einwände, die oft kommen, wie: ein paar Grad mehr, werden ja nicht schaden und Klimaschwankungen hat es immer schon gegeben, werden gleich entkräftet. Ja, Klimaschwankungen gab es und mit jeder bisherigen Klimaschwankung gingen massive Umwälzungen und Massensterben einher. Bisher gab es fünf große Massensterben (Stichwort Dinosaurier) an denen die Erde der Auslöschung alles Lebens nur knapp entging und es gibt die Theorie, dass wir uns derzeit im 6. Sterben befinden (Vergleiche Literaturempfehlungen im Anhang: Elizabeth Kolbert).

Die Autoren erklären, dass historische Entwicklungen, wie die Besiedlung aller Kontinente, die Sesshaftwerdung der Menschen, der Zerfall des römischen Reiches aufgrund von klimatischen Änderungen, auf die die Menschheit reagieren musste, stattgefunden haben. Diese Umwälzungen entstanden nur aufgrund von Temperaturschwankungen von ca. 1 bis 1,5 Grad. Die Ursachen der alternierenden Warm- und Kaltzeiten waren vor 1945 zum Großteil natürliche Faktoren: Anstieg der Sonnenaktivität, Vulkanausbrüche und dergleichen. Ab 1945 war der Temperaturanstieg von ca. 1 Grad menschengemacht durch den Anstieg des CO2s und den Treibhauseffekt. Wenn wir so weiter wirtschaften bisher, ist ein Anstieg um 4-5 Grad wahrscheinlich.

Werden meine Enkerl noch Skifahren?

Es ist sicher, dass das Klima in Zukunft vom Verhalten der Menschen abhängt. Wie genau sie die einzelnen Faktoren auswirken, versuchen Wissenschaftler anhand von globalen Klimamodellen zu eruieren. Für Österreich könnte die Erwärmung positive, sowie auch negative Folgen haben. Verlängerung der Vegetationsperiode könnte zwei Ernten pro Jahr ermöglichen. Doch Trockenheit und das Eindringen von bisher in unseren Breiten unbekannte Schädlingen können die landwirtschaftliche Arbeit erschweren. Auch Starkniederschläge, die vermehrt auftreten werden, können die Ernten zerstören. Der Wintertourismus könnten in den niederen Lagen unmöglich werden, in höheren Lagen sehr schwierig. Die Nutzung von Flugzeugen, um in den Urlaub zu kommen, muss eingeschränkt werden, da hier der CO2 Ausstoß immens ist. Der Anstieg der Hitzetage wird unsere Gesundheit massiv beeinträchtigen und die Extremwetterereignisse werden zunehmen und Einfluss auf die Wirtschaft haben. Globale Auswirkung wie Dürren, die Wüstenbildung oder der Anstieg des Meeresspiegel werden weltweite Migrationsbewegungen anfachen und auch bei uns spürbar sein.

Da kann man halt nix machen?

Klimawandelleugner haben unter Präsident Trump wieder mehr an Einfluss gewonnen. Und auch in Europa gibt es Kräfte die klimaschonende Energien verhindern wollen, um es sich nicht mit der mächtigen Wirtschaft anzulegen. Doch erneuerbare Energien sind bereits günstiger und haben den Vorteil, dass sie dezentral von einzelnen Haushalten produziert werden können. Anpassungen an den Klimawandel wird ein Teil der Menschheit überleben, nur werden die Folgen massive gesellschaftliche Umwälzungen sein. Steigt der Meeresspiegel über 5 Meter, muss London evakuiert werden.

Einige Menschen sehen Geoenginiering als Lösung. Der Begriff umfasst technische Maßnahmen die die Folgen des Klimawandels abmildern können, so wie die Speicherung des CO2, damit es aus der Atmosphäre kommt. Doch all diese Methoden haben Grenzen und auch Risiken. Wenn ein Dominostein angegriffen wird, könnte es auch Auswirkungen auf andere haben, was wir im komplexen Ökosystem nicht leicht vorhersehen können.

Warum greift niemand ein?

Globale Probleme, die alle Länder der Welt betreffen und nicht lokal gelöst werden können, müssen gemeinschaftlich angegangen werden. 1997 legte das Kyotoprotokoll die Basis für den Handel mit CO2 Emissionszertifikaten. Emissionen im eigenen Land konnten damit ausgeglichen werden, einem anderen Land bei der Einsparung von CO2-Emissionen zu helfen. Doch das System funktioniert nur bedingt. Obwohl es seit 1992 jährliche Klimakonferenzen, an denen über 190 Staaten teilnehmen gibt, wurden erstmals in Paris 2015 verbindliche Klimaziele von einer maximalen Erwärmung zur vorindustriellen Zeit von 2 Grad, idealerweise 1,5 Grad festgelegt. Die Staaten mussten ihre freiwilligen Einsparungsziele bekanntgeben, wobei die Summe diese freiwilligen Verpflichtungen reicht bei weitem nicht, um die 2 Grad Maximum zu schaffen. Massive Nachbesserungen sind erforderlich.

Ein weiteres Thema ist die Klimagerechtigkeit. Die Industriestaaten sind vorrangig an der bisherigen Klimaerwärmung Schuld, die Konsequenzen tragen aber weitgehend die weniger entwickelten Statten, so ist es nur gerecht, dass die Industriestaaten sie bei der Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels finanziell unterstützen. Die getätigten Zahlungen in den Green Climate Fund liegen allerdings derzeit weit hinter den Zielzahlungen zurück. Die USA unter Trump hat den Ausstieg aus dem Pariser Abkommen angekündigt, China gilt derzeit als Musterschüler in Sachen Klimaschutz. Und was macht Österreich?

Musterland Österreich?

Die Vorreiterrolle als Umweltschutzpionier, die Österreich einst zum EU-Beitritt 1994 hatte, ist längst verspielt. Es gäbe die Möglichkeit die Grenzwerte der EU mittels „golden plating“ zu überbieten, doch die Österreichische Regierung hat sich 2017 bewusst dagegen ausgesprochen. Auch hinsichtlich der Treibhausgas Emissionen ist Österreich kein Musterschüler: nach wie vor werden fossile Energien gefördert und Flugreisen subventioniert. Hier gäbe es zahlreiche Anknüpfungspunkte, wo die Politik gefordert wäre. Beim Ausbau des öffentlichem Verkehrs, bei der Förderung von Thermischer Sanierung von Gebäuden, bei Vorgaben zur Energieeffizienz von Geräten, bei der bessere Verwertung von landwirtschaftlichen Produkten usw. gäbe es Möglichkeiten politische Vorgaben zu machen. Eine pluralistische Diskussion, die die Interessen aller Menschen im Auge hätte, wäre von allen Handelnden von Nöten.

Zuerst den Hunger bekämpfen, dann den Klimawandel?

Die Bekämpfung der Armut wäre jetzt schon möglich, wenn alle Staaten sich daran beteiligen würden und die Ausgaben für militärische Zwecke minimieren würden. Denn Klimawandel gegen die Armut auszuspielen funktioniert nicht, denn der Klimawandel erzeugt Hunger und Armut.

Die Uno hat 2015 die Sustainable Developement Goals herausgegeben, also nachhaltige Entwicklungsziele, ein ein gutes Leben für alle hier auf dem Planeten ermöglichen sollen. Die 17 Ziele können in Gruppen zusammengefasst werden, mache unterstützen sich gegenseitig, wie die Beseitigung des Hungers, mit der Beseitigung der Armut einhergeht. Andere bedingen einander, wie dass nachhaltigen Städte und Gemeinden auch am der Gesundheit und dem Wohlergehen seiner Bürger arbeiten müssen.

Ein gutes Leben für alle

Namhafte Wissenschaftler definierten 9 Problembereiche der Erde, die das Leben, so wir wir es kennen, zum Kippen bringen könnten: Klimawandel, Versauerung der Meere, Chemische Umweltverschmutzung, Stickstoff- und Phosphatbelastung, Süßwasserverknappung, Flächenumwandlung, Verlust der Artenvielfalt, Luftverschmutzung und den Rückgang der Ozonschicht. Für all diese Bedrohungen werden im Doughnut-Economics Konzept von Kate Raworth Grenzen definiert, innerhalb derer der Weiterbestand der Welt, wie wir sie kennen gesichert sein dürfte und maximale Grenzen. Wenn die maximalen Grenzen überschritten sind, kippt die Stabilität des derzeitigen Ökosystems und eine weitere Entwicklung kann nicht mehr vorausgesagt werden. (Vergleiche weiteres Leseempfehlung: Johan Rockström). In vier Bereichen sind die Grenzen des Verträglichen bereits überschritten: beim Klimawandel, beim Verlust der Artenvielfalt, bei der Flächenumwandlung und bei der Stickstoff- und Phosphorbelastung. Damit wir die maximalen Grenzen nicht überschreiten, wird eine Abwendung von unserem derzeitigen Wirtschaftssystem, das auf grenzenloses Wachstum ausgelegte ist, notwendig sein. Hierzu gibt es schon zahlreiche Konzepte, die es Wert wären, sie auszuprobieren (Kreislaufwirtschaft, Postwachstum, Ökologische Ökonomie, Vivir-Bien-Konzept, …).

Klimaschutz und Nachhaltigkeitspioniere: Vom Promi bis zum Biobauer

Menschen, die sich für die Klimaschutz einsetzen kann es nicht genug geben. Die Autoren beschreiben hier einige internationale Persönlichkeiten (Papst Franziskus, Arnold Schwarzenegger, Prinz Charles, Leonardo Di Caprio, Al Gore, Naomi Klein). Dann kommen sie zu den Österreichischen Pioniere der Nachhaltigkeit, wie die Unternehmer Heini Staudinger, Johannes Gutmann, Josef Zotter, Sepp Eisenriegler und viele mehr. Auch Wissenschaftler und Initiativen werden hier vorgestellt. Wenn mir nicht alle angeführten Personen etwas sagen, so ist die Aufzählung ein guter Pool, um weiter Lektüre heranzuziehen.

Meine Enkerl sollen stolz auf mich sein

Die Autoren regen den Leser an, einen Brief an seine künftigen Enkerl zu schreiben und zu erklären, was er schon über den Klimaschutz weiß und was er tut, um ihn aufzuhalten. Die Autoren entkräften sogleich den Vorwand, dass man nur ein kleines Rädchen sei, dass nicht bewirkt, denn jede Tat zählt. Sie bilden auch alle möglichen Ausreden, genannt „Drachen der Untätigkeit“ nach Gifford ab, um sogleich allen Zweiflern den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Und dann kommt mein Lieblingsunterkapitel: „Sie müssen auf nichts und niemanden warten: Was sie selber tun können“. Ich führe hier die wichtigsten Punkte an und in meinen Tun-Beiträgen im Blog privatliteratur erkläre ich mehr:

Ernährung:

  • Fleischanteil reduzieren
  • Leitungswasser trinken
  • Regionales Obst und Gemüse kaufen
  • Bioprodukte kaufen

Mobilität:

  • kurze Strecken zu Fuß oder mit Fahrrad
  • Öffentliche Verkehrsmittel
  • Carsharing
  • Flüge vermeiden

Konsum

  • langlebige Produkte kaufen
  • nur kaufen, was gebraucht wird
  • reparieren
  • Keine Werbung-Aufkleber

Heizung minimieren und Stromsparen durch verbrauchsarme Geräte

Schlussendlich erfolgt die Ermutigung, sich zu trauen, ein Pionier zu sein, auch wenn man zuerst komisch angesehen wird. Und natürlich unterbleiben nicht Aufrufe an die Politik. Und als positives Entwicklungsbild wird dem Leser noch mitgegeben, seine Werte Richtung Gemeinnützigkeit (Intrinsische Werte und Ziele) auszurichten und das Ego zurückzulassen, was auch langfristiger glücklicher macht.


Helga Kromp-Kolb
Herbert Formayer
„+2 Grad – Warum wir uns für die Rettung der Welt erwärmen sollten“
Molden Verlag
Erscheinungstermin: 18/10/2018
€ 23,00
Hardcover mit SU, auch als E-Book erhältlich
13,5 x 21,5 cm; 208 Seiten
ISBN 978-3-222-15022-7
Molden Verlag
Erscheinungstermin: 18/10/2018

Weitere Leseempfehlungen:

Eine amerikanische Wissenschaftsjounalistin des „The New Yorker“ befasst sich sehr packend geschrieben mit dem 6. Artensterben, an dem wir Menschen schuld sind und das wir womöglich auch nicht überleben. Das Buch wurde 2015 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet:

Elizabeth Kolbert
Das sechste Sterben – Wie der Mensch Naturgeschichte schreibt
Aus dem amerikanischen Englisch von Ulrike Bischoff. Mit zahlreichen Abbildungen
D: 14,00 €
A: 14,40 €
CH: 20,90 sFr
Erschienen: 11.07.2016
suhrkamp taschenbuch 4687, Taschenbuch, 312 Seiten
ISBN: 978-3-518-46687-2
Auch als E-Book erhältlich

Ein Schwedischer Klimawissenshalfter und ein Fotograf zeigen anschaulich und ausführlich welche Faktoren unseren Planeten zum kippen bringen können:
Johan Rockström
Mattias Klum
„Big World Small Planet – Wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten“
Ullstein Verlag
Berlin 2016
Aus dem Englischen von Hubert Mania
ISBN 978-3-550-08149-1
derzeit vergriffen, aber in der Bücherei Wien erhältlich

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